Wie erkenne ich gute Kaffeebohnenqualität?
Gute Kaffeebohnen lassen sich über mehrere Wege identifizieren:
Verpackung
Allein die Verpackung verrät einiges über die enthaltenen Kaffeebohnen. Die folgenden fünf Komponenten lassen auf die Qualität in der Verpackung schließen:
A) Röstdatum:
Hier gilt der einfache Rat: Röstungen, die älter als 6 Monate sind, bauen ab. Daher schaut, ob ihr auf der Verpackung das Datum der Abpackung findet. Falls nur ein Enddatum angegeben ist, kann man von folgendem Ausgehen:
handelt es sich um eine italienische Röstung, dann wird der Kaffee als zwei Jahre haltbar eingestuft. Man rechnet daher vom Ablaufdatum 2 Jahre zurück und schon hat man das Hersteller-Datum. In seltenen Fällen werden auch 1,5 Jahre angegeben.
handelt es sich um eine Röstung aus dem deutschsprachigen Raum, dann wird das Ablaufdatum meist nach einem Jahr angegeben.
Grundsätzlich gilt:
Arabica-Bohnen halten ihren Geschmack weniger lange als Robusta-Bohnen. Sprich: Röstungen mit hohem Arabica-Anteil schmecken meist zwei bis 10 Wochen nach Röstung am allerbesten und sollten nach unserer Erfahrung spätestens nach sechs Monaten rasch verzehrt werden. Danach baut sich das Geschmacksprofil zunehmend ab.
Röstungen mit hohem Robusta-Anteil schmecken meist nach zwei bis drei Monaten! am besten. Und sie halten entsprechend länger ihren Geschmack. Solche Röstungen schmecken meist auch noch 1,5 Jahre nach Ihrem Abpackdatum sehr gut.
Näheres zur Geschmacksentwicklung einer Röstung kann man hier nachlesen:
Kaffeebohnen Trommelröster
B) Röstverfahren:
Mit etwas Glück steht es auf der Verpackung, wie der Kaffee geröstet wurde. Handelt es sich um hochwertigen Kaffee, dann ist er jedenfalls in einer Trommel geröstet worden (Italienisch: tostatura lentamente, Englisch: drum roast).
Das heißt, die Bohnen wurden schonend und ihrem Profil entsprechend geröstet - in einem sogenannten Trommelröster. Micro- und Klein-Röstereien verwenden meist ein Modell, das im nebenstehenden Bild gezeigt wird.
Das Gegenteil davon ist die Industrie-Röstung. Die macht es zwar möglich, große Mengen in unglaublich kurzer Zeit zu verarbeiten, meist leidet aber der Geschmack - nicht zuletzt, da die Bohnen entweder nicht ganz “durch” geröstet oder aber verbrannt werden. Nicht unsere Sache das … !
C) Aroma-Einweg-Ventil:
Kaffeepackung mit Einweg-Ventil
Ist die Packung mit einem sogenannten Aromaventil ausgestattet, dann ist garantiert, dass der Kaffee ausgasen kann (Co2 entweicht) und gleichzeitig KEIN Geruch ins Innere der Verpackung gelangt. So ein Ventil ist jedenfalls ein gutes Zeichen für Kaffeequalität! Denn es bedeutet, dass dem Röster die Bohnen am Herzen liegen (und der Rohkaffee wahrscheinlich etwas teurer im Einkauf war - also gute Kaffeebohnenqualität).
Fehlt das Einwegventil, dann kann das 2 Ursachen haben:
Es handelt sich um eine hochmoderne Verpackung, die an den Schweißnähten so speziell und absichtlich perforiert ist (für das Auge nur für den Profi sichtbar), dass die Einweg-Entgasung dort stattfinden kann.
oder aber: Es handelt sich um eine billige Verpackung, die mit einer Nadel angestochen wurde, damit der Kaffee entgasen kann. Ihr erratet es: dort wo Gas rauskommt, können auch Gerüche ins Innere reinkommen. Also eher: Hände weg!
Fragt am besten den Kaffeehändler Eures Vertrauens, welche Verpackung der Kaffee im Sortiment hat!
2. Bohnenbild
Öffnet man die Packung und schüttet ein paar Bohnen in die Hand oder auf einen kleinen Teller, kann man viel über die Aufbereitung sehen. Ist das Bild ebenmäßig, die Bohnen ganz und haben alle einen ähnlichen Bräunungsgrad, dann kann man sich über einen schön verarbeiteten Kaffee freuen.
Hingegen sind zerbrochene Bohnen oder etwa einzelne, sehr helle ein Zeugnis dafür, dass die Qualität nicht dem entspricht, was ein Kaffeesommelier oder Q-Grader als A-Qualität bezeichnet. Insights zu den Bohnenbildern der jeweiligen Kaffee-Anbauregionen werden hier erklärt: Röstgrade & Bohnenbilder.
Zerbrochene Bohnen bedeuten, dass sie beim Aufbereitungsprozess - von der Ernte bis hin zum Rösten - nicht mit der nötigen Sorgfalt gehandhabt wurden. Oft erzählt das Bohnenbild von Billig-Kaffees eine ganze Leidensgeschichte ;) - die man dann auch in der Tasse leider schmecken kann.
Einzelne helle Bohnen im Bohnenbild sind Zeugen für die “Strip-Ernte”, bei der auch unreife (grüne) Kaffeekirschen geerntet und mit den reifen (roten) Kirschen gemeinsam verarbeitet werden. Mehr zur Kaffeepflanze und die kommerzielle Verwendung liest man hier: Kaffeebaum & Kirsche.
3. Geschmack
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Andererseits aber: doch! ;)
Kaffee hat viele Geschmacksrichtungen - von fruchtig über Nougat oder beerig hin zu nussig-schokoladig wird alles geboten. Je nach Aufbereitung und Zubereitung ist die Welt des Kaffees so vielschichtig wie die Menschheit. Das Aroma-Rad gibt Aufschluss über die vielen Geschmacks-Nuancen, die Kaffee bieten kann.
Grundsätzlich gilt: Wenn es schmeckt, dass passt’s. Egal was andere sagen.
Natürlich sollte man im Hinterkopf behalten, dass es auch Grenzen gibt. Hier ein paar Qualitätskriterium-Tipps zur Sensorik, die eurer ganz persönliche Entscheidung dienen können:
Geruch: Öffnet man die Packung und der Kaffee riecht muffig, dann liegt das entweder an einer besonderen Aufbereitung ( =gut! ) oder aber am zu hohen Alter. Der Blick auf das Röst- bzw. Ablaufdatum verrät mehr. Riecht der Kaffee ähnlich wie feuchte, alte Kaffeefilter, dann lieber: Hände weg! Das kann man bereits erkennen, ohne die Packung zu öffnen: Drückt man die Packung und es entströmt wunderbarer Duft beim Einwegventil, dann liegt man schon mal richtig.
Wenn ihr euch bereits mit Kaffee beschäftigt habt, habt ihr sicherlich schon mal gehört, dass beim Röstprozess über 800 Aromen entstehen. Jüngste Studien zeigen sogar, dass es weit über 1000 sein können. Es ist also ein weites Feld und damit Good News: Es ist für jede/n etwas dabei!
Vollmundigkeit: Jeder Kaffee - egal ob mit viel Arabica hell oder mit Robusta dunkel geröstet - kann vollmundig sein. Das bedeutet, er “füllt den Gaumen aus” - auf eine sehr besondere, geschmackvolle Weise. Es macht ihn interessant. Und man möchte mehr davon haben. Das Gegenteil bezeichne wir als “flach”. Sprich: Der Kaffeegschmack ist eher fade und der Eindruck bleibt nicht lange im Mund und Gaumen. Häufiger Grund: Bei der Röstung wurde nicht die bestmögliche Vorgehensweise gewählt. Und damit: Schade um die Rohkaffeebohnen …
Bitterkeit. Es gibt eine gute, schokoladige Bitterkeit. Es gibt auch eine verbrannte Bitterkeit - die will man nicht haben. Nicht bei Brot, bei Gemüse oder Fleisch vom Grill und auch nicht bei Kaffee. Oder aber auch beim Alter: Öffnet man die Packung und der Kaffee riecht muffig, dann liegt das entweder an einer besonderen Aufbereitung ( =gut! ) oder aber am zu hohen Alter. Der Blick auf das Röst- bzw. Ablaufdatum verrät mehr.
So, genug der theoretischen Beschreibung. Nun ist es an der Zeit, einen Kaffee zu brühen ;)
Ich wünsche euch einen genussvollen Kaffee-Moment!
Euer Patrick Schönberger, euer Kaffeegreissler