Arabica Pflanzen

Arabica Pflanzen

Mein Team und ich werden oft gefragt, warum wir Kaffees mit Robusta-Bohnen anbieten. Denn einzig und allein die Arabica-Bohne sei DIE Garantie für guten Kaffeegeschmack. Da muss ich klar widersprechen und sage: DAS STIMMT NICHT!

Schluss mit dem Irrglauben!

Wenn das heute so ist, dass Arabica Kaffee besser schmeckt, dann liegt es daran, dass das das Resultat einer jahrzehntelangen Entwicklung ist. Auch Robusta Bohnen können vorzüglich schmecken! Nur ist es so, dass Robusta Pflanzen und -Bohnen in den vergangenen Jahrzehnten - im Vergleich zu Arabica - wesentlich schlechter behandelt bzw. entwickelt wurden: Das begann bei der Aufzucht (viel Spritzmittel, wenig Bewässerung, kaum Beschattung, kaum Bio, etc.), zog sich später über die Ernte (Stripping statt Picking) und schlimm niedrigen Handelspreisen hin zu fatalen Industrie-Röstungen. Unfassbar eigentlich! Bewundernswert, was so ein schönes Rohprodukt alles aushält, bevor es kaputt geht. Das alles nur, um möglichst billig und schnell Kaffee in den Handel zu bringen.

Und leider muss man feststellen: Auch die Arabica Bohnen werden oftmals schlecht oder zu lange gelagert oder industriell geröstet. Denn 800 - 1.200 Grad Celsius tun keinem Lebens- bzw. Nahrungsmittel auf Dauer gut, egal wie schön der Ausgangsstoff ist. Man sieht das recht gut: Beispielsweise am zerbrochenen Bohnenbild oder wenn zu viel Öl aus den Bohnen austritt. Da ist es dann natürlich ebenfalls dahin mit der Geschmacksvielfalt und den wunderbaren Aromen.

Wer ist Schuld? Produzenten oder Konsumenten?

Das ist hier die Frage nach dem Henne-Ei-Prinzip! Menschen kaufen gerne billige Lebensmittel. Das führt dazu, dass manche Hersteller dieses Faktum als Grundlage für all ihre Geschäftsentscheidungen nehmen. Es werden entlang der gesamten Produktionskette sämtliche Margen und Löhne gedrückt, alles getan, um so billig wie möglich zu produzieren, damit dann der Handel im Endeffekt mit Preis-Aufschlägen die in die 1000%-Raten gehen, maximalen Umsatz zu erzielen.

Damit sich solche niedrigen Preise erzielen lassen, wurde der Kaffeehandel in den 60- und 70er Jahren des verganenen Jahrhunderts recht aktiv. Man merkte, …

  1. … dass Robusta Bohnen ihrem Namen gerecht werden und die Pflanzen wesentlich robuster sind als Arabicas: Die Robusta-Sträuche brauchen in der Regel weniger Aufmerksamkeit bei Anbau und Verarbeitung

  2. … wenn man billige Robusta-Bohnen unter hochwertige Bohnen mischt, merkt das kein normaler Mensch. Zumindest nicht die breite Masse ohne spezielle Geschmacksbildung.

Und so setzte man auf Robusta-Bohnen (weil vieeeel robuster und billiger als Arabica), die zu billigsten Konditionen lieblos aufgezogenen und maschinell geerntet und nach der schnellsten maschinellen Aufbereitung zu Tode geröstet (also industriell und bitter bis zum Aufplatzen) wurden.

Nun, da braucht man sich nicht wundern, wenn der Kaffee dann nicht schmeckt.

Nachdem Arabica Bohnen ja wesentlich mehr Aufmerksamkeit benötigen als Robusta, war der Arabica-Markt schon immer in Händen von Kaffeebauern, denen ihr Produkt nicht egal sein durfte. Die Arabica-Pflanze ist im Vergleich zu Robusta eine “Diva”. Pflegt und hegt man sie nicht, gibt’s schnell weniger Ernte oder die Pflanzen gehen gar ein. Die Arabicas waren also seit jeher in aufmerksamen Händen, die Wert auf die behutsame, nachhaltige Aufzucht legten und auch manuell - und damit teurer - ernteten. Die sich also leisten konnten, Zeit mit ihrem landwirtschaftlichen Produkt zu verbringen. Die ärmsten der armen Kaffeebauern konnten da nicht mit.

Somit also war das Endprodukt auch eher für Leute, die bessere Qualität in ihre Tasse bekommen wollten. Und damit mehr dafür zu zahlen bereit waren. Der Arabica dankt es mit einem sehr schönen Potpourrie an milden bis komplex fruchtigen Geschmacksaromen. Diese Kaffee-Varietät lässt sich extrem spannender und individuell rösten. Damit war die Zielgruppe auch klar: getrunken wird Arabica von Leuten, die den Unterschied schmecken. Damit war für die Handelsriesen klar: Man investiert eher in Arabica und nutzt Robusta als billiges “Füllmaterial”.

Robusta Bohne

Robusta Bohne

Gegentrend Robusta Qualität

Gott sei Dank gibt es Menschen, die immer Wert auf Geschmack legen. Und so setzte Ende der 80er Jahre in Amerika und Australien eine erste Gegenbewegung zu dieser Billig-Produktionsmaschinerie ein. Man erkannte, dass es sich lohnte, mehr Zeit in die Bohne zu stecken. Auch in die Robusta-Bohne. Denn wird sie nicht stiefmütterlich behandelt, ergibt sie wunderbar erdige Aromen frei, die - wenn der Röster sein Handwerk beherrscht oder gar ein Künstler ist - in einer wahnsinnig beeindruckenden Tasse Espresso resultieren.

Auch half es, dass in Italien manche Regionen 100%igen Robusta-Kaffee tranken. Dort schürte man natürlich ebenfalls das Interesse, gute Qualität in die Tasse zu bekommen.

Und da die Italiener seit der Erfindung des Espressos eine schöne Crema in ihrem Kaffee lieben, sind sie die Könige der Blend-Kaffees - sie mischten also ihren Arabica-Bohnen immer einen gewissen Anteil an Robusta bei. Denn Robusta steht für Crema.

Natürlich gab und gibt es auch heute Blends, denen der eine oder andere versteckten “böse” Robusta-Anteil, also billigst produzierte Robustabohnen als “Füllmaterial” beigefügt wird, damit man an teuren Bohnen sparen kann. Als Konsument ist man da insofern ausgeliefert, denn wie oben erwähnt: Menschen ohne geschulte Geschmacksnerven schmecken diese Anteile nicht direkt heraus.

Da es aber mehr und mehr Experten auf dem Gebiet gibt, die sich um das Thema annehmen und sich unbeirrbar für bessere Kaffeequalität bei gleichzeitig faireren Konditionen für die Produzenten einsetzen, können wir heute auch extrem gute Robusta-Röstungen genießen. Man muss nur wissen, wo man kauft. Direkt beim Röster oder Fachhändler seid ihr sicherlich am besten aufgehoben.

Robusta hat mehr Koffein

Kaffeeliebhaber, die starke - und damit meine ich nicht nur dunkel geröstete, sondern tatsächlich koffeinhältigere Kaffees - bevorzugen, kommen an der Robusta-Bohne nicht vorbei. Denn Robusta hat rund doppelt so viel Koffeingehalt wie Arabica. Daher ist es gut zu wissen, dass es inzwischen eine schöne Fülle an guten Robusta Röstungen gibt, deren Qualität man vertrauensvoll genießen kann. Denn auch mehr und mehr Röster haben das erkannt und bieten inzwischen teilweise sogar 100%ige Robustas auch in unseren Breiten an. Und das mit beeindruckend schokoladigem Geschmack typisch italienischer Prägung. Auf den Gusto gekommen? Hier geht’s zu den starken Kaffees, die wir beispielsweise beim Kaffeegreissler fix im Sortiment haben: Extra starke Kaffees mit hohem Robusta-Anteil.

Damit wünsche ich euch weiterhin besten Kaffeegeschmack!
Euer Kaffeeliebhaber Patrick Schönberger, Euer Kaffeegreissler



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