... und hier geht's weiter mit den Bereichen, über die sich Kaffee-Experten rege austauschen:

Getigert

Champions ziehen immer gerne Vergleiche mit der schnellen Tierwelt ;). So ist das auch im Kaffee-Universum. Hier nun im speziellen geht es weniger um die Schnelligkeit, sondern um die Anlehnung an die Fellzeichnung der Tiger: von "getigerter Marmorierung" spricht man nämlich dann, wenn die Crema auf dem Espresso kleine dunklere und hellere Schattierungen aufweist. Dies ist ein sehr positives Zeichen. Wir sprechen hier von der Crema die entsteht, wenn es sich um gute Kaffeequalität handelt, frisches Wasser verwendet wird und bei der Espressozubereitung selbst alles richtig gemacht wird (mehr dazu lest hier). Eine schöne, getigerte Crema sollte in etwa so aussehen (siehe unser Espresso-Foto rechts):

Also: haltet Ausschau nach dem Tiger in der Tasse! - "put the tiger in the tank" ;)

 

Guinness effect

Bei der Espresso-Zubereitung wirkt derselbe physikalische Prozess wie beim Zapfen eines Guiness Bieres (daher der Name): die Luftbläschen steigen nicht - obwohl sie viel leichter sind als der Kaffee - gleich an die Oberfläche, sondern sinken zuerst nach unten und kommen dann nach oben. Das klingt zuerst nicht ganz logisch, da die Bläschen ja CO2 enthalten und ihre Dichte daher geringer ist als die des Kaffees.

Was aber geschieht, ist, dass viele Luftblasen der Crema steigen, aber sie steigen überwiegend in der Mitte des Shot-Glases und durch den Druck, den sie erzeugen, drücken sie die kleineren Bläschen am Rand des Glases/der Tasse nach unten. Auf diese Weise entsteht dieses effektvolle Schauspiel, und lässt unser freies Auge den Prozess so wahrnehmen, als ob die Bläschen sinken würden.

Und dieser Prozess ist auch die physikalische Basis der oben erklärten "getigerten Marmorierung". James Hoffmann, alias JimSeven, visualisiert in diesem Video den Guiness Effekt recht eindrucksvoll:

 

Mäuseschwänzchen

Damit bezeichnet man die Form des Espressostrahls, der aus dem Siebträger in die Tasse fließt. Er sollte an einem Stück sein, also nicht unterbrochen, und richtig schön fein/dünn. Dann handelt sich um sogenannte Mäuseschwänzchen. Damit hat man die richtige Fließgeschwindigkeit um in ca. 25 Sekunden 25 ml Espresso aus dem Siebträger zu bekommen und man hat den perfekten Espresso.
 

Godshot

Als "Godshot" wird ein perfekt zubereiteter Espresso bezeichnet. Und jeder Profi ist ständig auf der Jagd nach ihm, am Feilen und Probieren, denn er gelingt auch ihnen nicht immer.
Wann spricht man von einem Godshot? Wenn einfach alles passt. Und das Resultat sieht so aus: Die Crema ist stabil, haselnussbraun und leicht marmoriert, die Espressotasse halb gefüllt, der Duft überwältigend und der erste Schluck bestätigt, was der Duft verspricht: dieser Espresso ist perfekt.

Mehr zur den Komponenten und zur Zubereitung des perfekten Espressos erfährt Ihr hier!
 

Latte Art

Ein großes Feld der Möglichkeiten ist Latte Art. Latte Art ist die hohe Kunst des "Zeichnens mit Milch". Jährlich werden auf der Latte Art Championship-Veranstaltung die Meister der Meister gekürt, die dort innerhalb kürzester Zeit unglaublich konstant hohe Leistungen an "Milchbildern" abliefern.

Bei den Experten gehen allerdings die Meinungen zu Latte Art etwas auseinander: Die einen sind der Meinung "echte Kaffeekenner trinken Kaffee ohnehin ohne Milch", daher ist Latte Art überbewertet. "Und wenn mit Milch, dann ist wichtiger dass die Qualität der Milchcreme stimmt, als dass mir von der Tasse ein Bild in die Augen schaut."

Die anderen stellen die Kunden in den Mittelpunkt. Und natürlich trinken unzählige Kunden gerne Cappuccino oder Caffè Latte und daher ist für sie Latte Art eine Art Königsdisziplin der Differenzierung. Auch hin zum Mitbewerb. Denn kann ein Café tolle "Bilder" in den Kaffee zeichnen, dann kommen die Kunden gerne wieder. Sie fühlen sich verwöhnt und schätzen den Extra-Aufwand, den sie woanders nicht bekommen. Das macht natürlich Sinn!

 

Flat White

Der aus Australien kommende Begriff "Flat White" - im sonstigen englischsprachigen Raum auch als "wet cappuccino" bezeichnet - beschreibt vor allem die Milchqualität, die einen Cappuccino oder Macchiato auszeichnet. Mehr zur Flat White Zubereitung könnt Ihr hier lesen.

Der Flat White verbannt den grobporigen Schaum voller Luft - "praise the Lord"! 😉
Er zeichnet sich durch eine feine Milchcreme aus. Diese Milchcreme bringt den Kaffeegeschmack besonders gut zur Geltung, da sie fein und süßlich schmeckt, nicht zuletzt, weil sie richtig geschäumt wurde (Roll- & Ziehphase und unter 70° Celsius).

Bei uns im Schönbergers gibt's für Milchliebhaber so gut wie immer Flat Whites. Warum? Weil die richtig geschäumte Milchcreme einfach besonders gut und süßlich schmeckt und das den Kaffee-Geschmack dann besonders hervorhebt.
 

Kopi Luwak - Katzenkaffee

Was Kopi Luwak Kaffee ist, könnt Ihr hier nachlesen.
Eins ist sicher: Experten sind inzwischen meist dagegen, Kopi Luwak Kaffee einzusetzen, da der Schleichkatzen-Kaffee heute kaum mehr in freier Wildbahn entsteht, sondern die Katzen zumeist unter unwürdigen Bedingungen in kleinsten Käfigen gehalten werden.
 

Blue Mountain® Coffee

Blue Mountain Coffee® steht für allerhöchste Kaffeequalität. Das Jamaica Coffee Industry Board hat früh erkannt, dass höchste Kaffeebohnen-Qualität nicht nur ein perfektes Resultat in der Kaffee-Tasse liefert, sondern auch ein exzellentes Differenzierungs-Merkmal zu anderen kaffeeproduzierenden Regionen ist. Die harte Arbeit der zertifizierten Hersteller hat sich gelohnt. Ein Blue Mountain® ist einfach ein Blue Mountain®!

Dennoch ist Blue Mountain Coffee® heute nicht mehr ganz so in aller Experten-Munde, wie es noch vor 5 Jahren war. Warum das so ist? Weil Menschen stets auf der Suche nach dem neuen Kick sind 😉. Und auch, weil viele Plantagen vom Blue Mountain®-Ansatz gelernt haben und viel Arbeit in die Weiterentwicklung der Qualität gesteckt haben. So setzen sich heute z. B. viel mehr Hersteller mit der Bodenbeschaffenheit und derennachhaltige Pflege, der Auswahl der Kaffee-Varietäten, dem Verstehen der Röster, die unzähligen neuen bzw. neu entdeckten Zubereitungsarten von Kaffee und vielen weiteren Qualitätsmerkmalen auseinander und erzielen somit beste Resultate.
 

Filterkaffee

Über die Zubereitung von Filterkaffee wird mehr gesprochen denn je. Richtig zubereitet, bietet er viele schöne Geschmacks-Nuancen und kommt trotz hohem Koffeingehalt (doppelt so viel wie Espresso!) sehr mild am Gaumen an. Wirklich gut!

Bei uns kommt gerne der "Freistadt" sowie Single Origins von Suchan Kaffee in die Filtertasse. Denn sie sind einfach unglaublich mild und dennoch voll im Abgang.

Mehr dazu über Filterkaffee gibt's hier zu lesen.
 

Maschinenhygiene

Tja, darüber könnte man nun Seiten über Seiten füllen. Vor allem, wenn man so manche Maschine der heimischen Gastro-Szene inspiziert. Da lassen oft Keime und Schimmel grüßen. Die Folge sind bitterer, verbrannter oder sonst undefinierbarer Kaffeegeschmack. Und so verwundert es so mehr, dass die Kaffeemaschinen-Reinigung - die Maschinen-innere! - nicht am täglichen Reinigungsplan steht.

In Büros erlebe ich auch mal ungereinigte Maschinen. Dort ist es dann manchmal so, dass die angestellten Putzfrauen die Maschinen nicht putzen dürfen und sich dann ein passionierter Kaffeetrinker findet, der die Maschinenhygiene übernimmt.

Summa Summarum dauert Maschinen-Hygiene nicht lange, wenn man sie täglich macht. Wichtig dabei ist, Wasser durchlaufen zu lassen, Rückzuspülen (wenn möglich), Kaffeesudlade leeren (damit kein Schimmel entsteht), Milch in den Kühlschrank und alles was mit Milch in Berührung kam entweder per Dampfdüse reinigen oder ab in den Geschirrspüler (wenn der Maschinen-Anbieter das erlaubt).

Und - je nach Frequenz - solltet Ihr zu Hause oder im Büro mindestens 1x wöchentlich mit einer Reinigungstablette durcharbeiten.
Große Gastro-Maschinen sollten das natürlich täglich erfahren 😉.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen das beste Kaffeeerlebnisse und Expertengespräche!
Euer Kaffeeliebhaber Patrick Schönberger, Euer Kaffeegreissler 

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