Viele Mythen und Geschichten ranken sich um die Entstehung des Kaffees. Hier die wahrscheinlichste, sie geht relativ einfach: Es waren einmal afrikanische Ziegen, die Kaffeekirschen fraßen und danach recht munter herumhüpften. Die Hirten, die für Klöster die Ziegen hüteten, merkten das und erzählten es den Mönchen. Sie “beklagten” sich bei den Maronitenmönchen über ihre "nachtaktiven" Ziegen.
Das Ganze fand in Kaffa, in Abessinien (heutiges Äthiopien) statt. Die Mönche gingen der Sache nach und fanden an den Ziege-Weideplätzen ein paar Sträucher, die kirschartige Früchte trugen. Kurzum pflückte man die Früchte und experimentierte damit:
die einen kauten sie direkt, die anderen warfen sie ins Feuer um sie gar zu "kochen". Man merkte, dass dabei ein schönes Aroma entstand. Danach goss man sie mit heißem Wasser auf, um die Wirkung des "Tees" zu prüfen. Der Rest ist Geschichte 😉.
Yemen oder Äthiopien?
Heute beanspruchen beide Länder, Äthiopien und Yemen die Kaffee-Entdeckung für sich. Und beide haben wahrscheinlich recht. Denn es waren äthiopische Hirten, die die Wirkung der Bohnen erkannten. Gleichzeitig waren es Yemeniter, die den Handel mit der Kaffee-Bohne starteten. Beides gemeinsam hat ermöglicht, dass wir heute Kaffee als Getränk kennen und auch bekommen. Die Händler nannten die Kaffeebohnen “Arabica”, weil er aus Arabien, nämlich aus der Gegend, die die Römer “Arabia Felix” nannten - also dem heutigen Yemen - stammte. Erst viel später wurde dann die botanische Bezeichnung (wie Arabica, Caneophora (Robusta), Maragogype, etc.) verfeinert.
Der Legende zufolge wurde in Äthiopien die Kaffeebohne gekaut und als Tee - genannt "Qahwa" (anregendes Getränk) - gebrüht. Also Fermentation durch Speichel (vergleichbarer Prozess wie bei den Schleichkatzen oder Elefanten-Kaffees). Kein Rösten!
Im Yemen hingegen bereitete der Sufist Ali Ibn-Omar al-Schadhili in Mokka - einer Hafenstadt an der Küste - den ersten Kaffee so zu, wie wir ihn in unseren Breiten heute als arabischen, griechischen bzw. türkischen Kaffee kennen. Er röstete die Bohnen, rieb sie fein und bereitete daraus einen Aufguss. So entstand der erste “kahve”.
Der Trank galt damals noch als Droge. So waren die ersten Abnehmer nach der Entdeckung des Kaffees hauptsächlich "verruchte" Etablissements. Und Sufis wird nachgesagt, dass sie - damit sie bei ihren kreisrunden Tänzen noch besser in Trance fallen konnten - ebenfalls davor sehr gerne viel Kaffee genossen haben.
Das Beachtenswerte daran:
Intensive Forschungen und heutige Funde im Tschad bestätigen, dass der erste Kaffee bereits vor 14.000 Jahren! getrunken wurde.
Die Geschichte des Kaffee Handels
Die Kaffeegeschichte auf einen Blick:
Pilger nach Mekka dürften dann die Kunde über das "anregende Getränk" im ganzen arabischen Großreich verbreitet haben (Kombination der Wörter "Kaffa" & "Qahwa"). Von dort gelangte der Kaffee dann nach Kairo (ca. 1510 n. C. ) sowie nach Syrien, Jemen & Ägypten.
Bereits 1573 lernte der Augsburger Apotheker Leonhart Rauwolf in Aleppo den Kaffee kennen. Als er zurückkehrt, gerät er mit der katholischen Augsburger Obrigkeit in Konflikt, zieht nach Linz (zu der Zeit protestantisch) und verstirbt im Zuge der österreichischen Türkenkriege. Seine große Pflanzensammlung gerät vorerst in Vergessenheit.
Erst im 17. Jahrhundert verbreiten Holländer - nachdem sie erfolglos versucht hatten, die Kaffeepflanze in den Niederlanden zu züchten - diese auf Malabar und Java und später auf Bali, Sumatra, Timor, Sulawesi und anderen ostindischen Inseln. Bei ihren Rückreisen nach Europa brachten sie von ihren Orientreisen geerntete Kaffeebohnen in größeren Mengen mit. Allerdings hüteten sie ihr bis dahin aufgebautes Kaffee-Monopol in Java mit extremer Strenge: der Export von Pflanzen und Kaffeekirschen war verboten.
So kam der Kaffee nach Österreich
1554 entsteht dann in Konstantinopel (heutiges Istanbul) das erste Kaffeehaus und erst 90 Jahre später, 1645, folgt Venedig (Café Florian) und damit die Premiere in Europa. Hier setzt man Kaffee zuerst für medizinische Zwecke - zur Belebung - ein und erkennt ihn ein paar Jahre später als Genussmittel. 1650 kommt Kaffee nach Oxford, 1652 folgt London, 1659 Amsterdam, 1672 Paris, 1673 Bremen, 1677 Hamburg. Man sagt, 1685 erhält in Wien der Kundschafter und Dometsch Georg Franz Koltschitzky* für seine Verdienste während der Türkenbelagerung die erste Kaffeehauslizenz und schenkt in der "blauen Flasche" vermeintlich den ersten Kaffee in Wien aus. Allerdings: diese Geschichte ist nur gut erfunden, in Wahrheit lief es ein bisschen anders:
Johannes Deodat war der erste Kaffeesieder Wiens!
Prinz Eugen über sein “Caffee Zimmer”, Zitat Schloss HOF in NIederösterreich
Diese Kolschitzky-Legende ist zwar eine schöne Geschichte, wurde inzwischen aber von Karl Teply wissenschaftlich widerlegt. Kolschitzky (richtig wäre eigentlich die Schreibweise mit T -> Koltschitzky) kommt eine andere “Erfindung” zu - siehe weiter unten.
Vielmehr ist es 1685 so gewesen, dass Kaiser Leopold I. Johannes Deodat (Diodato / Theodat) - dem armenisch-stämmigen Handelsmann, lebend in Wien - auf 20 Jahre das alleinige Recht gab, Kaffee auszuschenken. Dieses erste “Wiener Kaffeehaus” befand sich im Wohnhaus Deodats, dem Hachenbergischen Haus auf dem sogenannten Haarmarkt (heute Rotenturmstraße 14).
Bald folgte dann ein zweites Café, das Café Rebhuhn - von Isaac de Luca, ebenfalls ein Armenier, betrieben. Zuerst mochten die Wiener dieses schwarze Getränk nicht. Es war ihnen zu bitter und muffig und erinnerte sie an Russ, Asche und Sand. Nicht verwunderlich, aufgrund der vielen Partikel, die im Kaffee schwommen! ;)
Und jetzt kommt Koltschitzky wieder ins Spiel:
Angeblich war es der findige Kolschitzky der den Kaffee abseihte (also das Kaffeemehl und die Bohnen-Reste entfernte) und mit Milch und Honig “verlängert” und gesüßt hat. Der Weg zur Wiener Melange war geboren (offiziell gab es sie dann ab 1830, also ein paar Jahre, nachdem halb Europa den Wiener Kongress besucht, getanzt und Kaffee getrunken und den mit Furore in die Welt getragen hat).
Ab diesem Zeitpunkt wurde Kaffee zum modernen Lieblingsgetränk der Österreicher. Bis zur Wiener Weltausstellung 1873 sprossen die Kaffeehäuser nur so aus dem Boden wie Schwammerl - vor allem die Wiener liebten einfach ihren Kaffee und die Kaffeehäuser. Und so hat die Weltausstellung einiges zum Ruhm der "Wiener Kaffeehauskultur" beigetragen, der bis heute anhält. Und auch die Tradition, Wasser zum Kaffee zu reichen.
Seit dem hat sich - Gott-sei-Dank ;) - Vieles in Sachen Kaffee-Anbau, -Röstung & -Zubereitung getan. Als Österreicher sollte man jedenfalls wissen, dass folgende 3 Spezialitäten in Wiener Kaffeehäusern erfunden worden sind:
der Filterkaffee
der Milchkaffee sowie
das "Kipferl" zum Kaffee, das später von den Italienern und Franzosen jeweils zum "Cornetto" bzw. "Croissant" abgewandelt wurde.
Kulturelle Veränderungen durch Kaffeehäuser: der Kaffee ersetzt Bier und die Morgensuppe
Mit den Kaffeehäusern verändert sich auch der Alltag der Menschen in Europa.
Bis zum 18. Jahrhundert nahm die typische österreichische Bevölkerung die "Morgensuppe", die oftmals aus sehr verdünntem Bier bestand, als Frühstück zu sich. Zunächst war Kaffee nur in Apotheken erhältlich und - auch aufgrund des Preises - vorwiegend dem Adel vorbehalten. Die entstehende Kaffeehauskultur ermöglichte der "breiten Masse" den Zugang zu diesem sagenumwobenen Getränk. Der Kaffee rang der Biersuppe nach und nach den Rang als "Frühstücksgetränk" ab. Das abgekochte Wasser im Kaffee sorgte für eine verlässliche Hygiene, die der Gesundheit sehr zuträglich war (davor konnte nur die Gärung des Biers/Weins für die verlässliche Vernichtung von Keimen, Bakterien, etc. sorgen).
Somit verbannte der Kaffee den morgendlichen Alkoholkonsum der Menschen. Die Arbeiter wurden wachsamer und tüchtiger und Kaffee wurde zum "Verbündeten" bei der Arbeit. Auch konnte Kaffee nun vorgeröstet gekauft werden - ein umständliches Rösten daheim auf der Herdplatte (das oft mit verbrannten Bohnen endete) erübrigte sich zusehends.
In den Kaffeehäusern trafen sich neben Intellektuellen Künstlern auch Kaufleute. Es wurden Geschichten erzählt, Geschäfte gemacht, Gedichte und Bücher verfasst, und schließlich auch Geschichte geschrieben.
Auch setzten die Wiener Kaffeehäuser einige Standards bzw. initiierten Entwicklungen, die heute noch - nicht nur bei Kaffeeliebhabern - hoch im Kurs stehen. Es entstanden architektonische Neuheiten, die die Kaffeehausgäste in den Mittelpunkt rückten. Es entwickelte sich z. B. eine innenarchitektische Hochkultur rund um die Kaffeehaus-Einrichtungen und -Stühle als interessante Designerstücke. Die Erfolgsgeschichte der talentierten Gebrüder Thonet sind ein schönes Leitbild für diese Zeit, die bis in die Gegenwart reicht.
Auch das Phänomen der Gratis-Zeitungen, von Spielen, Billardtischen sowie das berühmte Glas Wasser fanden in Wien ihren Ursprung.
Man sieht also: Österreich ist allen Unkrenrufen zum Trotz ein erfindungsreiches Land. Als bescheidener Österreicher vergisst man das manchmal und stellt das Licht unter den Scheffel. Die Kaffeehaustradition zeigt, dass das nicht immer vonnöten ist 😉.
In diesem Sinne: genießt ihn, Euren Kaffee und bleibt erfinderisch!
Euer Kaffeeliebhaber Patrick Schönberger, Euer Kaffeegreissler
*PS: Georg Franz Koltschitzky schreibt sich tatsächlich mit diesem “Binnen-T”. Der Name Kolczycki / Kulczycky wurde vom Polnischen ins Deutsche bzw. Wienerische übersetzt und im Sprachgebrauch das T mehr und mehr verschluckt. Daher sieht man heute oft die Schreibweise “Kolschitzky”.