Ich werde oft gefragt: Warum gibt's eigentlich ein Glas Wasser zum Kaffee?
Darum ranken sich einige Geschichten, und diese hier ist die wahre:

Die wahre Geschichte, warum zum Kaffee das berühmte Glas Wasser serviert wird

Als der Kaffeekonsum in den Wiener Kaffeehäusern mehr und mehr üblich wurde - also nach der zweiten Türkenbelagerung so um 1700 herum - war es natürlich vorerst dem Adel vorbehalten, das neue, moderne Getränk zu genießen. Und da es unschicklich gewesen wäre, den Löffel nach dem Umrühren einfach abzulecken oder auf die Untertasse zu legen, kamen findige Kaffeehausbesitzer auf die Idee, ein Glas Leitungswasser dazu zu servieren, in das der Löffel nach dem Gebrauch gestellt werden konnte.

Nun war es aber so, dass zu dieser die Qualität des Leistungswassers noch zu wünschen übrig ließ. Das sensationelle Hochquellwasser, das heutzutage als selbstverständlich angesehen wird, gab es noch nicht. Die erste Leitung wurde 1873, also im Jahr der Weltausstellung, eröffnet und die Qualität des Wassers gilt bis heute weltweit sicherlich als eines der Top-Qualitätsmerkmale der aktuellen Lebenskultur.

Jedenfalls beinhaltete das Leitungswasser damals alle möglichen Bakterien und gab auch im Wasserglas ein eher bräunliches Bild ab. Aber es war durchaus üblich, dieses bräunliche Wasser für Suppen, Tees und eben auch Kaffees zu verwenden, weil
a) günstig
b) sonst keines verfügbar war und
c) durchs Kochen ohnehin die (meisten) Krankheitserreger abstarben.
 

Diesen Anblick konnte und wollte man dem Adel aber nicht zumuten.

Um es sich mit dem Adel nicht zu verscherzen und auf dessen gutes Geld durch sein Ausbleiben verzichten zu müssen, fand die findige Gilde der Kaffeehausbesitzer wiederum eine Verbesserungsmaßnahme – denn braunes Wasser sah keiner gern. Schließlich wusste man schon um die Auswirkungen, die verunreinigtes Wasser verursachen konnte.

Und so definierte (noch vor der Errichtung der ersten Hochquellwasserleitung) die Gilde das ungeschriebene Gesetz, dass Wiener Kaffeehäuser - bzw. solche, die sich so nennen wollten - nur Wasser verwenden sollten, das bereits vor dem Kochen so rein war, dass es kristallklar und frei von Bakterien war. Man investierte gemeinsam in die Wasseraufbereitung und stellte dann stolz neben jeden servierten Kaffee als Referenz das Wasserglas mit dem kristallklar aufbereiteten Wasser. Die spätere Errichtung der Hochquellwasserleitung brachte den Kaffeesiedern dann natürlich Einiges an Erleichterung und Kostenersparnis.

Jedenfalls kam diese Wiener "Wasser zum Kaffee"-Idee extrem gut an und erfuhr erstmals 1814/15 durch den Wiener Kongress und später durch die Weltausstellung eine derartige Referenz, dass sie danach international von vielen Ländern übernommen wurde.
 

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Heute ist man oftmals der Meinung, dass Wasser deshalb zum Kaffee serviert wird, weil es die durch den Kaffee hervorgerufene verstärkte Bildung von Magensäure einbremst. Auch gleicht es die harntreibende Wirkung des Koffeins, die zu einem erheblichen Verlust an Flüssigkeit führt, weitgehend aus.

Das ist richtig, allerdings wusste man es natürlich im 18. Jahrhundert noch nicht, denn der Kaffee und seine Wirkung waren noch nicht im Detail erforscht - diese Erkenntnis kam erst später dazu 😉!

Somit hat das Wasserglas also eine doppelt positive Wirkung:

  1. die ursprüngliche Idee, den Gästen "was fürs Auge" und den guten Ruf zu bieten und

  2. die heute bekannte, nämlich unserem Organismus etwas Gutes zu tun!

 

Gratis Wasser im Schönbergers

Seit manche Kaffeehäuser für dieses Wasser Geld verlangen, höre ich oft: "Toll, dass es bei Euch das Wasser gratis zum Kaffee gibt!" Und weil ich das als Privileg des österreichischen Steuerzahlers sehe, gute Wasserqualität jederzeit am Hahn zapfen zu können, wird es bei uns im Schönbergers auch weiterhin gratis bleiben. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden!

Also: genießt Euren Kaffee und trinkt das sensationell gut schmeckende österreichische Wasser dazu! Diesbezüglich befinden wir uns nämlich in einem Land der Seeligen!
Euer Kaffeeliebhaber Patrick Schönberger, Euer Kaffeegreissler

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