Entkoffeinierter Kaffee - der heute oft mit dem englischen Ausdruck DECAF bezeichnet wird - ist für diejenigen Menschen eine willkommene Alternative, die auf den Geschmack und das Aroma von Kaffee keinesfalls verzichten wollen, das enthaltene Koffein aber aus verschiedenen Gründen nicht vertragen bzw. meiden möchten bzw. sollten - wie z. B. bei attestierter Koffein-Unverträglichkeit oder bei freudigeren Anlässen wie z. B. Schwangerschaften 😉.

Doch ist entkoffeinierter Kaffee wirklich harmlos oder am Ende sogar ungesund?

Wie wird Kaffee entkoffeiniert?

Im Falle von Kaffee beginnt der Entkoffeinierungsprozess bereits mit den noch grünen und ungerösteten Bohnen. Im Allgemeinen lässt man die Bohnen unter Einwirkung von warmem Wasser oder Wasserdampf zuerst quellen. Das hat den Zweck, dass das Koffein an die Oberfläche der Bohnen wandert.

Heute wendet man fünf verschiedene Vorgehensweisen an:

  • Option 1: Dichlormethan oder Ethylacetat - die klassische Methode

Traditionell: das in den Bohnen enthaltene Koffein wird mit einem Lösungsmittel extrahiert - z. B. mit Dichlormethan oder auch mit Ethylacetat. Da in einem Prozessdurchlauf jeweils nur ein Teil des enthaltenen Koffeins entzogen werden kann, muss der Prozess öfters wiederholt werden. Bei dieser Methode ist dennoch das Preis-Leistungsverhältnis am vielversprechendsten, denn Teile von Aroma und Geschmack werden zwar abgebaut aber summa summarum bleibt der Gesamteindruck guten Kaffees erhalten.

  • Option 2: Co2

Das in den Bohnen enthaltene Koffein wird mit Co2 extrahiert. Diese Methode wird vor allem für Bio-Kaffees angewandt. Im Vergleich zu Option 1 dauert das Verfahren etwas länger, ist aber grundsätzlich dem Kaffeegeschmack und -Aromen zuträglicher, da Co2 ein Gas ist, das später auch bei der Röstung der Bohne entsteht (und später entgast) und somit im normalen Kaffee-Aufbereitungsprozess ohnehin seinen fixen, natürlichen Platz hat. Vielen Vorzügen steht ein kleiner Nachteil gegenüber: leider ist dieses Verfahren recht kostspielig.

Das Verfahren selbst läuft in etwa so ab:
Die Bohnen werden nach dem oben erwähnten Quellen unter Druck (zwischen 73 und 300 Bar) mit Co2 “gespült”. Das lässt das Kohlenstoffdioxid verdampfen und reines Koffein bleibt übrig. Der Vorgang wird mehrmals wiederholt, bis der EU-Wert erreicht wird. Nach dem Trocknen kann der Rohkaffee dann geröstet werden.

  • Option 3: Wasserbad

Auch diese Methode wird für Bio-Kaffees angewandt: Die Bohnen bleiben nach dem Quellen weiterhin im Wasserbad bzw. -Dampfbad. Keine weiteren Stoffe werden zugeführt. Dieses Verfahren dauert von allen Verfahren am längsten und ist sicherlich das natürlichste Entkoffeinierungsprozedere. Allerdings waschen sich aufgrund der geraumen Bewässerungszeit die Bohnen sehr aus und somit geht viel Kaffeegeschmack und auch die Aromen verloren. Aufgrund eben dieses ausgedehnten Wasserbads, der "weggewaschenen" Aromen sowie den mit der Verfahrenslänge zusammenhängenden hohen Kosten wird diese Methode selten angewandt.

  • Option 4: EA SuGARCANE

Bei diesem Verfahren wird ein natürliches Lösungsmittel verwendet: Ethylacetat aus Zuckerrohr. Mehr Details zu diesem Verfahren sind hier zusammengefasst: EA Sugarcane Decaf-Verfahren.

  • Option 5: Triglycerid

Bei diesem Verfahren taucht man die heiß gequollenen Rohkaffeebohnen in erhitzte Kaffeeöle, die von Natur aus Triglyceride enthalten. Durch das Eintauchen “ziehen” sie das Koffein aus den Oberflächen Kaffeebohnen. Das Verfahren dauert kurz und muss nur einmal durchgeführt werden. Dadurch gilt es als besonders schonend für den Kaffeegeschmack: die Aromen bleiben vollumfänglich erhalten. Und auch die Kosten halten sich im Vergleich zu anderen Verfahren in Grenzen - man spricht von Nachhaltigkeit.

Fazit:

Von entkoffeiniertem Kaffee spricht man, wenn Rohkaffeebohnen maximal 0,1 Prozent Koffein enthalten. Dieser Grenzwert gilt für die deutschsprachigen Länder. In anderen Ländern kann der Gehalt durchaus höher liegen. Das Entkoffeinieren ist ein komplizierter Vorgang - es braucht mehr als einen Entkoffeinierungs-Durchlauf.

Die beiden oben beschriebenen Verfahren Wasser & Co2 sind sicherlich die natürlichsten, wobei auch die aufwendigsten. Im Falle des Wasserbads wird dazu noch sehr viel Wasser verbraucht.

Das klassische Dichlormethan-Verfahren (Option 1) wird immer wieder sehr kritisch durchleuchtet. Sämtliche Untersuchungen dazu ergeben, dass die in der EU regelmäßig untersuchten Kaffees UNTER dem festgelegten Wert von 2mg Dichlormethan pro Kilo liegen. Im Schnitt liegt der Wert meist unter 0,15mg. Damit können DECAF-Kaffees innerhalb der EU bedenkenlos genossen werden.

Hier ein Beitrag vom Deutschen Fernsehen zu Entkoffeinierung. Schon etwas älter und recht kritisch, fasst er die Fakten recht strukturiert zusammen:

Der Trade-Off: Geschmackseinbußen.

Kaffee enthält ca. 400 chemische Bestandteile, die wesentlich für den Geschmack und das Aroma des aufgebrühten Getränkes verantwortlich sind. Bei der Entkoffeinierung gehen durch die Behandlung der Bohnen natürlich auch Geschmacks- und Aroma-Stoffee verloren, die eigentlich beim Kaffee-Genuss gewünscht sind. Abhängig vom Entkoffeinierungsverfahren werden diese Bestandteile ebenfalls in mehr oder weniger großem Umfang entfernt, was zu unerwünschten geschmacklichen Veränderungen des Kaffees führen kann.

Auch muss man wissen, dass bei sämtlichen Verfahren ein minimaler Anteil an Koffein in den Bohnen zurückbleibt. Natürlich wesentlich geringer als bei unbehandeltem Kaffee, aber dennoch denke ich, solltet Ihr das wissen.

Daher mein Rat: wenn ihr entkoffenierten Kaffee trinken mögt, dann könnt Ihr in Europa bedenkenlos genießen (EU-Regulierung) - natürlich wie bei allen Getränken: in Maß und Ziel. Und auch wie beim "normalen" Kaffee solltet Ihr jedenfalls ausreichend stilles Wasser trinken (Stichwort: Hydration).

Und auch bei entkoffeniertem Kaffee gilt: trinkt nur trommelgerösteten Decaf-Kaffee!

Euer Kaffeeliebhaber Patrick Schönberger, Euer Kaffeegreissler

Comment