Wozu benötigt man bei Espresso ein Refraktometer?
Will man sich auf Faktensuche begeben, wie die Extraktion eines Espressos noch verbessert werden kann, dann bedienen sich manche Experten des sogenannten Refraktometers.

Dieses Messgerät gibt Auskunft über gleich mehrere Aspekte des Espressos, nämlich:

  1. Temperatur des Espressos

  2. die Frische der verwendeten Kaffeebohnen

  3. ob die Vorbereitungsarbeiten der Zubereitung korrekt gelaufen sind -> Fragen wie beispielsweise “passt der Mahlgrad?” oder “habe ich richtig getampt” können beantwortet werden

  4. Zusätzlich kann der Refraktrometer Aufschluss über die Leistungsfähigkeit der Espresso-Maschine geben. Das hilft bei der Entscheidung zwischen mehreren Siebträgern.

  5. Mittels Messung der relativen Dichte der Flüssigkeit, kann das Refraktometer auch Rückschlüsse zum Zuckergehalt von Flüssigkeiten angeben.

Wie misst man mit einem Refraktometer?

Grundsätzlich geht man wie folgt vor:

  1. Vor der Messung tunkt man das Refraktometer in destilliertes Wasser. Das bewirkt die Reinigung und das Zurücksetzen der Resultate vorangegangener Messungen.

  2. Mit einer sauberen Pipette nimmt man die Espresso-Probe aus der Tasse und tropft die Flüssigkeit in das Messprisma ein (runde Vertiefung im Refraktometer).

  3. Start-Knopf drücken und die gemessenen Werte erscheinen am Display ab. Bei Espresso sollte sich der Wert bei rund 14% bewegen.

  4. Fertig -> Gerät abschalten und mit einem Microfaser- oder weichem Baumwolltuch abwischen.

Mess-Tipp von Profis: Um die Messprobe von ungewollten Schwebeteilchen zu befreien, kann man die Flüssigkeit noch vor dem Messen durch einen Filter drücken. ABER Achtung: das beeinflusst natürlich die Temperatur. Und manche Experten behaupten: auch den Geschmack. Also wenn man die Temperatur messen möchte, bzw. ganz sicher gehen möchte, alle Faktoren zu berücksichtigen, dann empfehle ich: 2x messen.

Einmal so rasch wie möglich nach der Espresso-Extraktion - ohne Filter (Schwebeteilchen in Kauf nehmen!). Und bei einem zweiten Messgang filtern und dann alle Werte - außer die Temperatur - vergleichen.

Refraktormeter ERSETZT NICHT das KÖNNEN der Espresso-Zubereitung!

Messen kann man vieles - und dafür wirklich gute Inputs zur Verbesserung der Espresso-Zubereitung bekommen. Aber eines kann der Refraktrometer nicht: den Geschmack des Espressos beurteilen! ;) Da heißt, es, man muss selbst ran und mit geschultem Gaumen die Aromen und Nuancen der Geschmackskomponenten einsetzen. Sowohl bei

  • der Bohnen-Auswahl

  • dem Einstellen der Mühle

  • beim Brühen des Espressos

  • sowie beim anschließenden sensorischen Testen

gilt: guter Espresso braucht etwas Barista-Wissen! Nur so schmeckt der Kaffee. Die gute Nachricht: Barista-Wissen kann sich jede/r antrainieren! Ganz ohne Kosten, wenn man es als Hobby betreibt. Und das ist gut so: denn schließlich ist Kaffee ja nach wie vor ein Genussmittel und das soll es auch bleiben - mit oder ohne messen!

Kritische Anmerkung zum Kauf von teuren Kaffeemess-Gadgets:

Wie in meinen anderen Beiträgen erkennbar, bin ich skeptisch gegenüber Gadgets, die Kaffeeliebhabern schwer auf der Geldbörse liegen. Ähnlich wie beim Offset-Temperatur-Messgerät denke ich auch beim Refraktometer: Für Profis haben diese Geräte durchaus eine Berechtigung.

(Nicht nur) Privaten Kaffeeliebhabern rate ich: Investiert das Geld lieber in qualitativ hochwertige Röstungen und schenkt dem Einstellen der Mühle eure volle Aufmerksamkeit. Dann habt ihr alle Voraussetzungen für viele köstliche Kaffee-Momente!

Euer Patrick Schönberger, euer Kaffeegreissler

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