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Röstung

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Kaffee und Klimawandel: Robusta wieder im Vormarsch

Kaffeebohnen Sorten gibt es viele. Doch nur bei dreien lohnt es sich wirtschaftlich, sie zu kultivieren: Arabica, Robusta (Canephora) und Maragogype (Elefantenbohnen, sind ca. doppelt so groß wie die anderen beiden Sorten). In den letzten Jahren wurde und wird von qualitätsbewussten Kaffee-Experten und Institutionen Arabica-Kaffee extrem bevorzugt. Zum einen liegt das daran, dass Arabica-Bohnen - auch Bergkaffee genannt - einen feinen und milden Kaffee ergeben. Daher wurde sehr viel in die Entwicklung von Arabica-Bohnen gesteckt. Gründe gibt es gleich mehr dafür:

Kaffeebohnen Arten Robusta Arabica_Schönbergers.jpg
Robusta und Arabica_Schönbergers.jpg
  1. Historisch ist die Robusta-Bohne (wissenschaftlich: Coffea canephora) in Verruf geraten. Das kam so: Ab den 60er Jahren hat der Markt - also wir Menschen - mehr und mehr nach billigerem Kaffee verlangt. Die Röstindustrie hat auf diesen Bedarf mit Menge und Schnelligkeit reagiert:
    a) Menge: man verwendete mehr und mehr Rohstoffen niederer Qualität: große Mengen niederqualitative Robusta-Bohnen wurden dem Rohkaffee beigemengt —> so konnte man die Preise erzielen
    b) Schnelle Aufbereitung: ein Heißluft-Verfahren wurde entwickelt, das Kaffee schnell aufbereitet (Industrieröstung) bzw. besser gesagt “verbrennt”. Damit konnte man diesem Bedürfnis gerecht werden.

  2. Dadurch haben qualitätsbewusste Produzenten weltweit keinen Anreiz mehr gesehen, in Robusta-Anbaugebiete zu investieren. Man überließ dieses Rayon den eher ausbeuterischen Farmen. Der Robusta-Anbau blieb dadurch auf dem alten Stand der Technik. Rein wirtschaftlich getriebene schnelle Ausbeute war das Ziel. Keine Entwicklung, keine Rücksicht auf ökologische oder geschmackliche Auswirkungen. Denn man geht und ging teilweise noch heute davon aus, dass Menschen den Unterschied ohnehin nicht schmecken.

  3. Mit dem Ziel, billige Kaffees in Großmengen zu erzeugen (wie sonst könnte eine Packung im Supermarkt ab EUR 3,- kosten?!?), wurden und werden leider heute noch von Groß-Kaffeeherstellern diese billigen, nicht weiterentwickelten Robusta-Bohnen den Arabica-Bohnen als “Füllmaterial” untergemischt. Wirtschaftlich clever gedacht: man braucht weniger der teureren Bohne. Denn der Gaumen eines typischen Verbrauchers schmeckt eine solche Mischkulanz erst bei sehr hohem Robusta-Anteil. Und so lässt sich der Preis schön niedrig halten. Ist aber sozusagen im gewissen Maße eine Mogelpackung.

  4. Und - last but not least - ein Grund, der immer - auch heute noch - für Robusta spricht: Robusta ist - das kann man sich leicht mit Eselsbrücke merken - robuster. Die Pflanze ist weit nicht so anfällig wie die Arabica-Sträucher und daher werden sie von Kaffeefarmen oftmals lieber bewirtschaftet.

So ging die weltweite Tendenz in den 60er bis Anfang der 90er Jahre in die Richtung des billigeren Robusta-Kaffees.

Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: in Italien und Österreich gab und gibt es immer hochwertige Robusta-Arabica-Blends. Man muss nur wissen wo und danach verlangen. Denn die die Komposition aus beiden Bohnen Sorten ist natürlich perfekt für alle, die “schokoladige Röstungen” lieben:

Eine gute Blend sorgt also für den typischen Kaffeegeschmack, den wir in Österreich so lieben:
etwas röstig (also dunkler geröstet) mit intensiv feinen Noten, voller Körper am Gaumen mit langem Abgang und viel Crema. Was will man mehr?

Blutgruppe Arabica.jpg

Arabica, Arabica über alles

Die oben erwähnte weltweite Nachfrage nach billigem Kaffee läutete bei echten Kaffeeliebhabern einen Gegen-Trend ein: die Arabica-Ära. Man gab der Arabica-Pflanze den eindeutigen Vorzug. Natürlich liegt das auch am Geschmack: Arabica ist der feinere Kaffee. ARABICA hat mehr Chromosome und enthält weniger Chlorogensäure als Robusta. Das macht diesen Kaffee im Geschmack schön komplex und wesentlich bekömmlicher wie Robusta. Auch verfügt die Arabica-Pflanze über eine ganz spezielle Besonderheit: Der Bergkaffe ist die einzige Kaffeepflanze ihrer Art, die sich selbst bestäuben kann.

Aus den all hier genannten Gründen verlangen heute Kaffeeliebhaber zurecht weltweit nach Röstungen aus reinen 100% Arabica-Bohnen. Manche treiben’s auch auf die Spitze: Man darf in ihrer Nähe nicht mal das Wort “Robusta” in den Mund nehmen: sofort ist man als “Kaffee-Prolet” entlarvt 😉.

Foto Patrick by Spu.JPG

Dazu halte ich fest:
Ich persönlich bin kein “Arabica-Dschihadist”!
Es gilt: Was schmeckt, darf auch getrunken werden.

Ich schätze die Arabica Bohne genauso wie Robusta-Kaffees. Denn wenn Beides im Anbau gut gepflegt und später professionell aufbereitet ist, dann kann eine Röstung aus Meisterhand die Robusta-Bohnen-Anteile in ein wunderbares Kaffee-Erlebnis verwandeln. Das sollte man sich nicht entgehen lassen!

Natürlich hat auch der Trend zur helleren Röstung die Robusta-Bohne etwas in den Hintergrund gedrängt:

Arabica-Bohnen eignen sich einfach besser für die zimtig helle Kaffee-Röstung, die zuerst aus Triest und später - noch heller - aus Skandinavien und der USA bzw. Australien zu uns gewandert ist. Die Bohne in ihrer feinen Ausprägung lässt die helleren Röstungen einfach wunderbar stimmig wirken. Robusta-Bohnen hingegen verlangen nach einer längeren Röstdauer, damit sich die typischen Aromen besser entfalten können. Diese längere Röstdauer zieht natürlich dann auch die Fruchtigkeit heraus und erhöht die Bitterstoffe.

Robusta und seine Bedeutung im Klimawandel

Aktuell spielen zwei Faktoren zusammen, die der Robusta Sorte guten Aufwind verleihen:

  1. In den letzten Jahren haben viele Röster - vor allem die Mikroröster, die per Direct Trade mit Ihren Kaffeebauern in regem Austausch stehen - erkannt, dass Robusta Bohnen sehr wohl geschmackliche Qualitäten hat, wenn man ihr eine ebensolche Aufmerksamkeit zukommen lässt, wie der Arabica-Bohne. Wenn Robusta mit Herz und professioneller Pflege angebaut wird, dann ergibt er in der Tasse ein wunderbares Kaffee-Resultat!

  2. Und der zweite Faktor, der eine Rolle spielt und jetzt in vieler Munde ist: die Änderung des Klimas.
    Wie oben erwähnt ist die Robusta-Pflanze robust. Sie ist wesentlich resistenter als die Arabica Sträucher. Starke Sonneneinstrahlung, Temperaturschwankungen oder Insekten können Robusta-Sträuchern und den Kirschen kaum etwas anhaben. Damit bietet sie eine wesentliche Voraussetzung für künftig zu erwartenden Hitzewellen und Trockenperioden: Robusta-Kaffeefarmer haben damit erhöhte Chancen, auch in Zukunft im Kaffeeanbau zu bleiben. Und sogar, ihre Einkommen zu erhöhen. Vorausgesetzt natürlich, dass die lieben Bienen noch dazu kommen, ihre Arbeit zu verrichten. Denn wie oben erwähnt, kann nur die Arabica-Pflanze sich selbst bestäuben - die Robusta-Kaffeekirschen brauchen dazu die fleißigen Tierchen, die von Blüte zu Blüte fliegen. Und dass Bienen auf Koffein stehen, wissen wir 😉 - siehe dazu den Blogbeitrag “Bienen fliegen auf Koffein!

Im Gegenzug wird die Arabica-Pflanze damit sicherlich zu einem noch höherpreisigeren “High-End-Produkt”. Denn die Rarität wird die Nachfrage und damit den Preis in Kennerkreisen bestimmen.

Kaffeebauern sagen, sie spüren die Klima-Einflüsse bereits stark. Bis wir hier in Österreich diese Auswirkungen zu schmecken bekommen, wird es sicher noch eine Weile dauern. Abgesehen von der Bewusstseinsbildung empfehle ich Euch in der Zwischenzeit zum …

B&M espresso Crema.jpg

… wieder Anfreunden mit Robusta!

Man muss ja nicht gleich einen auf “abbruzzinisch” oder “campania-nisch” (Regionen in Italien) machen und den Kaffee mit 100% Robusta-Anteil trinken. Für unseren Geschmack ist das etwas zu “medizinisch”.

Und Achtung: Robusta enthält rund doppelt so viel Koffein wie Arabica. Es gilt also: weniger ist mehr. Aber einer schönen Tasse Espresso typisch italienischer Prägung kann - glaub ich - kaum jemand wiederstehen 😉. Es enthält einfach alles, was das Kaffeeliebhaber-Herz begehrt:
Aromen von Schokolade, Nuss, Nougat kombiniert mit einer leichten Fruchtigkeit und zarten Bitternoten und natürlich auch das damit zusammenhängende “Pausengefühl”. Luxus pur. Kaffee ist Dolce Vita in flüssiger Form!

Ich hoffe, ich habe Euch jetzt den Mund wässrig gemacht und Ihr strebt gleich in die Küche bzw. ins nächste Café für eine schöne Tasse schwarzes Gold!
Euer Kaffeeliebhaber Patrick Schönberger, Euer Kaffeegreissler


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Life is too short for bad Coffee! Von Luxus und schlechtem Kaffee ...

Patrick Schönberger Kaffeeplausch.jpg

Heute ein etwas “philosophischerer” Beitrag. Es gibt eine Sache, die mich immer wieder beschäftigt. Nämlich:

Menschen geben ein Vermögen aus für teure Autos, exotische Urlaube, Luxus-Mode oder Designerküchen (im worst case nicht mal oft genutzt). Warum sparen sie dann bei Dingen, die sie täglich brauchen, nutzen bzw. genießen - wie zum Beispiel bei Betten und Kaffee?

Beides wird mir beinah täglich bewusst:

  • Ersteres abends, wenn ich mich in mein wunderbares rückenschonendes Matratzenwunder der charmanten Naturfabrik Ahorn begebe und

  • Zweiteres bei Gesprächen mit Menschen, die zwar einen sensationellen Geschmack in ihrer Espresso-Tasse erwarten, von außergewöhnlichsten Plätzen erzählen, an denen sie bereits - stark überteuerte - Getränke und Speisen gekostet haben. Dann aber doch genau bei der Basis für ihren täglichen Kaffee - der Röstung - noch ein paar Euro sparen möchten.

Was ist wohl der dafür Grund?

  1. Vielleicht, weil es keiner sieht, was man in der Tasse hat? Also das fehlende Publikum?

  2. Oder das Gewissen, im Alltag nicht über die Stränge zu schlagen?

  3. Bzw. ein gewisser Jagdinstinkt für Schnäppchen? Man beteuert (sich selbst gegenüber), clever zu agieren? Irgendwo muss man ja sparen. Auch, wenn man dem eigenen Körper vielleicht nicht unbedingt was Gutes tut? Und egal, ob es sich auf die Gesundheit (in den angeführten Fällen Rücken bzw. Magen/Herz) auswirkt?


Kaffeequalität macht das Leben besser!

Wie ich aus meiner Management-Zeit weiß: Kaffee kann einem den Tag retten. Hat man einen furchtbaren Meeting-Marathon im Büro hinter sich oder geht der Business Plan nicht wie gehofft auf oder hat man Stress mit Kooperationspartnern? In solchen Momenten gönnt einem eine gute Tasse Kaffee eine kurze Atempause. Der Alltagsstress rückt kurz in die Ferne und hilft, sich wieder “einzunorden”. Zusätzlich bringt sie auch Kollegen zusammen: man tauscht sich aus - ganz ohne elektronische Gadgets 😉. Kaffeetrinken als Socialising der ursprünglichsten Form: Gedanken und Ideen werden geteilt - in Echtzeit. Das bringt einen weiter. Weiter als manches stundenlange Stillsitzen in Meetings oder vorm Computer.

Und dann kommt natürlich noch eine weitere Zeitkomponente hinzu, die ich voriges Jahr im Mai selbst am eigenen Leib erfahren habe: mir wurde vor Augen geführt, dass das Leben per se einfach ganz schön kurz sein kann! Keiner ist unsterblich. Diesen Gedanken kann man sich ruhig ab und an - in positiver Weise - vor Augen führen. An Credos wie “Das mach ich dann in der Pension” habe ich nie geglaubt. Und sie sind bei mir als Selbständiger ohnehin hinfällig 😉. Aber seit diesem “Event” versuche ich, Augenblicke noch intensiver auszukosten.

Während der Genesungsphase hat mir jemand eine Weisheit mitgegeben, die ich sehr oft abrufe:
Luxus liegt nicht nur in schönen Uhren, Urlauben auf einsamen Inseln oder im Mieten eines Ferraris für ein Wochenende oder gar einer Segeljacht (wobei ich das hier keinesfalls verurteile. Denn das Motto ist: “Jede/r wie er kann und mag!”).

Nein, der echte Luxus liegt im Genuss der kleinen Dinge im täglichen Leben: eine kurze Auszeit für sich selbst, Urlaub mit seinen Liebsten, mal schlafen, wenn der Körper es verlangt (auch wenn die gesellschaftlichen Zwänge vielleicht gerade was anderes sagen), eine Runde an der frischen Luft drehen, kurz ins Leere blicken oder Kinder beim Spielen zuschauen. Und natürlich: lukullische Genüsse. Und dazu gehört für mich eben auch der tägliche kleine Luxus einer wirklich guten Tasse Tee oder Kaffee.


Was beim Kaffee zählt

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Kaffee ist keine Ware, er ist Nahrungsmittel! Es zählt dabei alles, was wir positiv auch mit “Bio”-Lebensmitteln assoziieren: Gesunde Anbauflächen, bestes “Saatgut”, Bio-Pflege während des Wachstums, Ernte der reifen (nicht der grünen) Kirschen (picking statt stripping), hochqualitative Aufbereitung und schließlich die Profi-Hand des Rösters. Wird Kaffee so aufbereitet, dann schmeckt man den Unterschied. Und: Unser Körper spürt ihn auch! Daher rate ich: schaut aufs Label: ist der Kaffee direct Trade oder zumindest fair gehandelt? Ist er trommelgeröstet? Dann greift zu, denn …

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  • Trommelröstungen lassen typisches “Kaffee-Magenweh” oder -Herzrasen verschwinden. Da dieser Kaffee aufgrund der langsamen Röstung so viel bekömmlicher ist.

  • Espresso ist plötzlich auch am Abend verträglich!
    Man braucht dafür zum Beispiel nur die typische italienische Familie im Urlaub beim Abendessen beobachten: dort wird ordentlich zugelangt. Und zum Abschluss rundet eine schöne Tasse Espresso den Abend ab. Ganz ohne nächtliche Einschlaf-Störungen. Das liegt an der Trommelröstung! Sie ist de facto ein wahres Wundermittel.

Damit das alles nicht nur leere Worthülsen sind, habe ich mich guter Kaffeequalität verschrieben. Ich biete meinen Kunden ausschließlich hochqualitative Kaffees aus privat geführten Mikro- bis mittelgroßen Röstereien an. Inzwischen sind es über 50 Sorten! Allesamt in bester Röstmanier hergestellt. Allesamt exzellente Trommelröstungen. Fair gehandelt und mit Liebe bis zum ersten Crack gebracht 😉. Luftgekühlt und nicht mit kaltem Wasser derart abgeschreckt, dass Bohnen aufplatzen und das wertvolle Öl und somit Aromastoffe verloren gehen. Wer will schon herz- oder magenaufreibende Industrieröstungen, wenn er/sie wesentlich bessere Qualität haben kann!

Schließlich lautet das Motto: #LifeIsTooShortForBadCoffee

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Was kostet guter Kaffee?

Kauft man sich eine Kilo schöner Bohne und bereitet ihn zu Hause zu, dann kostet eine Tasse Espresso rund € 20 Cent!

Sind wir uns ehrlich: Die Kosten können’s also nicht wirklich sein, wenn man sich gegen Qualität und pro industriegerösteten Schnäppchen-Kaffee entscheidet. Klar kostet der vielleicht nur € 7 Cent pro Tasse.

Aber bedenkt man die Auswirkungen, die solche Diskonter-Kaffees mit sich bringen - von der Ausbeutung der Kaffeebauern über die mittelmäßige Aufbereitung bis hin zur Magenbelastung beim Trinken - dann ist die Entscheidung sonnenklar: Tu Dir was Gutes und gönn Dir die 20 Cent!

In diesem Sinne: hoch die Trommelröst-Tassen!
Euer Kaffeeliebhaber Patrick Schönberger, Euer Kaffeegreissler

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Was ist ein Kaffee-Blend?

Ein sogenannter “Kaffee-Blend”, also eine Mischung, entsteht, wenn Bohnen

  1. verschiedener Kaffeesorten (z. B. Arabica und Robusta) oder

  2. Bohnen der gleichen Kaffeesorte aus unterschiedlichen Regionen oder Ländern (z. B. 100% Arabica)

miteinander vermischt und gemeinsam geröstet werden. Ein Blend ist also eine Mischung aus unterschiedlichen Kaffeebohnen.

Im besten Fall ergänzen sich die unterschiedlichen Kaffeesorten so, dass dabei eine geschmacklich harmonische Mischung entsteht. Traditionell sind Blends die am weitesten verbreitete Form, Kaffee anzubieten.

Warum wird Kaffee ge-"blendet"?

Der Hauptgrund dafür besteht darin, dass es bei Kaffeemischungen einfacher ist, einen gleichbleibenden Geschmack und gleichbleibende Qualität zu gewährleisten.
Dafür unerlässlich ist ein erfahrener Röstmeister. Da Kaffee ein Naturprodukt ist (nicht jede Ernte ergibt die gleichgute Rohbohnenqualität!), muss der Röster beim Röstprozess unablässig testen, um eventuelle geschmackliche Schwankungen auszugleichen. Und so lässt sich einerseits der Geschmack einzelner Kaffeesorten ausgleichen. Und andererseits werden in Verbindung mit anderen Bohnen positive Noten einer Sorte unterstrichen oder auch geschmackliche Schwächen überdeckt.

Wie wird ge-"blendet"?

Die gängigen Blends sind folgende:
a) reine Arabica-Mischungen
b) Arabica & Robusta-Mischungen
Beides hat seine Berechtigung, denn beide Arten von Blends können vorzüglichste Resultate in die Tasse bringen.

Egal ob fruchtig oder schokoladig geröstet: gute Blends überzeugen durch ihre konstant gleichbleibende Qualität. Denn nicht jede Kaffee-Ernte liefert die gleich gute Kaffeebohnenqualität. Denn die ist - wie bei Getreide, Obst, Wein und anderen Lebensmitteln - großteils vom Wetter des jeweiligen Jahres abhängig. Blends erleichtern sowohl dem Profi als auch dem Kaffeeliebhaber zu Hause einerseits die Zubereitung und andererseits garantieren sie das gewohnte und geliebte gleich gute Geschmacks- und Aroma-Erlebnis.

Ein Hauptaugenmerk richtet der Röster beim Blenden auch auf die Größe und den Härtegrad der Bohnen: die Kunst ist, den Blend so zusammenzustellen, dass die Bohnen beim Rösten ähnlich gleich "durch" werden: er achtet also darauf, dass der perfekte Röstgrad bei allen sich in der Blend befindlichen Bohnen zur selben Zeit erreicht wird. Denn so gibt die Kaffeekomposition seine geheimsten Aromen und Geschmacksnuancen preis.

Ganz selten werden auch Blends angeboten, die die (bei uns eher seltene) sog. "Elephantenbohne" (eine Varietät der Arabica-Bohne) enthält. Blends mit dieser Maragogype-Bohne sind daher so selten, da sich die Bohne in der Größe enorm unterscheidet: sie ist ca. doppelt so groß wie typische Arabica oder Robusta-Bohnen. Solch eine Blend mit unterschiedlichen Bohnengrößen gut zu rösten, braucht - wie man sich vorstellen kann - einen extrem erfahrenen Röster.

Qualität eines Blends

Grundsätzlich ist zu sagen: Der Geschmack von Single Origin Kaffees und Blends mag unterschiedlich sein, muss sich qualitativ aber nicht unterscheiden! Es gibt eine Vielzahl hervorragender Blends. Es kommt auf den jeweiligen Geschmack, ja manchmal sogar einfach nur auf die Tagesverfassung an: einmal schmeckt der feine, elegante Arabica besser, einmal eine schöne 30-50-Mischung von hochwertigen Robusta und Arabica-Bohnen.

Herrlich sind sie alle! Wichtig ist dabei, zu wissen, woher der Kaffee kommt. Fragt den Händler oder Röster Eures Vertrauens. Ein guter Kaffeehändler kann diese Frage immer beantworten. Wenn mal einer nicht wissen sollte, woher der Kaffee stammt, dann eher Hände weg.

Kaffee im Supermarkt ist natürlich ausführlich beschriftet. Teilweise sehr blumig und verführerisch. Bedenkt dabei: je mehr Kaffeesorten einer Mischung beigefügt werden, desto schneller ähneln die Blends einander im Geschmack. So wird Kaffee austauschbar. Es geht der Eigengeschmack der einzelnen Kaffeesorten bei Blends leicht verloren.
 

Wie erkennt man also gute Kaffeequalität bei geschlossenen Kaffee-packungen?

  • Erstens: schaut auf die Röstart! Handelt es sich um eine Trommelröstung,, dann ist das schon mal eine gute Voraussetzung! Seht Ihr bei italienischen Kaffees z. B. die magischen Wörter "tostatura lenta" (also: langsame Röstung), dann seid Ihr richtig. Von allem Anderen: Hände weg! Denn es handelt sich dann sicher um Industrieröstungen!.

  • Zweitens: schaut auf das Röst-Datum! Der Kaffeegeschmack ist meist optimal bis 6 Monate VOR dem angegebenen Ablaufdatum.

  • Drittens: Kaffeebohnenherkunft! Ist nicht eindeutig zuordenbar, woher die Bohnen der Blend kommen: Finger weg! (Denn das ist meist ein verstecktes Signal, dass Billigware untergemischt wurde). Das Bohnenfachgeschäft Eures Vertrauens kann Euch da sicherlich immer Auskunft geben! Und das ist das beste Zeichen.

  • Handelsart: schaut auf Hinweise wie Fair- oder Direct-Trade.. Ist das gegeben, dann könnt ihr sicher sein, dass es sich um bessere Kaffeequalität handelt.

  • Der Preis als Orientierungshilfe: es mag banal klingen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Blick auf den Preis ein guter Ratgeber ist! Beim Kaffee gilt: Kostet das Kilo weniger als 15 Euro, dann würde ich eher sagen: "Hände weg!"


ACHTUNG:

Billiger Kaffee ist a) meist eine Industrieröstung und enthält b) oftmals versteckt Robusta-Bohnen sehr niederer Qualität (nicht ausgewiesen!). Zweiteres passiert ausschließlich zum Mittel der Kostenreduzierung. Denn in Blends fällt diese Beigabe rein optisch nur dem geschulten Fachmann auf. Und weil ja die meisten von uns keine Profi-Kaffeeverkoster mit dem perfekten Blick sind, gibt es wie oben gesagt ein einfaches Mittel: schaut auf den Preis - der ist ein guter Indikator.

Fazit

Ich persönlich liebe die Abwechslung. Und daher liebe ich auch Blends. Hochwertige versteht sich!
Ich halte es nicht mit den "Arabica-Fanatikern", die beinah - sorry für diese Ausdrucksweise - "tschihadistisch" nach Arabica-Single Origins suchen und eisern darauf bestehen, dass alles, was ge-"blendet" ist, wie Abfall zu behandeln sei.
Das mag teilweise "hip" sein, oder man hat es wo gehört und wiederholt es unreflektiert, aber lasst Euch sagen: die Kaffeevielfalt ist einfach nur herrlich!

Sich einer ausgezeichneten Blend zu verwehren ist wie wenn man sich eine gute Mahlzeit oder einen guten Tropfen Wein versagt, nur weil der nicht alle Zutaten vom selben Hersteller oder die Trauben vom gleichen Hang kommen. Das wäre ein Stückchen Leben nicht gekostet zu haben. Und das wollen wir natürlich keinesfalls! 😉

Also denkt dran: genießt alle Arten des guten Kaffees. Denn: #LifeIsTooShortForBadCoffee!

Euer Kaffeeliebhaber Patrick Schönberger, Euer Kaffeegreissler

 

 

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Kaffee Glossar: Kaffee Begriffe - Das Handbuch

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Kaffee Glossar: Kaffee Begriffe - Das Handbuch

Für all unsere Kunden, Kaffeeliebhaber und -Freunde haben wir ein Glossar mit den Fachbegriffen rund um Kaffee und seiner Handhabung zusammengestellt:
Kaffee Glossar - Handbuch zu Kaffeebegriffen.

Tipps zur Zubereitung inklusive!
Viel Spaß beim Schmökern und falls Sie Tipps für uns haben: bitte jederzeit gerne!

Euer Kaffeeliebhaber Patrick Schönberger, Euer #Kaffeegreissler

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