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überextrahiert

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Espresso und Mokka - was ist der Unterschied?

1884 gelang die erste Dampfkesselmaschine: Der Italiener Angelo Moriondo entwickelte einen großen Wasserkessel, der Druck von 1,5 Bar erzeugen und auf Abruf auf das Kaffeemehl übertragen konnte. So konnten die damaligen Barista schneller Kaffee zubereiten als zuvor: da war nämlich jedes Mal das Aufsetzen eines Filterkaffees nötig.

Aber ein Espresso im heutigen Sinn war es nicht, denn der wird mit rund 9 Bar Pumpendruck hergestellt.

Und genau aus diesem Grund heißt auch die Schraubkanne/Herdkanne - z. B. aus dem Hause Bialetti - eben Mokkakanne: weil sie mit einem Druck von 1,2 bis 1,5 Bar einen Mokka zubereitet. Eine Espresso-Kanne im eigentlichen Sinne ist sie also nicht. Sie brüht Kaffee mit intensivem Geschmack, und ist daher ebenfalls weltweit sehr beliebt. Damit zurück zum …

…Mokka

Der Mokka, der oft auch “Kleiner Schwarzer” genannt wird, entstand in eben dieser Zeit der Dampfkesselgeräte. Sie hatten keine Pumpe und entwickelten im Vergleich zu heutigen Espressomaschinen wesentlich weniger Druck. Man wusste zwar bereits, dass ein höherer Druck ein besseres Kaffee-Ergebnis erzielen würde, aber er hätte zur Explosion des Kessels geführt. Man war noch nicht in der Lage, die Materialien von Küchen- oder Bar-Utensilien so widerstandsfähig zu gestalten, dass sie hohem Druck standhalten. So konnte beispielsweise auch der erste professionelle Druckkochtopf (Schnellkochtopf) erst 1927 hergestellt werden. Bei Dampf-Lokomotiven gelang es natürlich bereits früher, weil andere - nicht lebensmittelechte - Metalle bzw. Legierungen verwendet werden konnten …

Das Kaffee-Ergebnis konnte sich dennoch sehen lassen: Es war ein starker, schwarzer Kaffee mit einer Flüssigkeitsmenge von 40-50 ml. Die Kessel erfreuten sich in sämtlichen Kaffeehäusern großer Beliebtheit, da sie die Kaffeezubereitung wesentlich erleichterten. Dampfkesselmaschinen sahen in etwa die wie am Foto rechts aus. Heute kann man sie manchmal in alten Cafés als Deko-Gegenstand sehen.

Damit wird der Unterschied zwischen Espresso und Mokka klar: Der Original Mokka wurde mit

  • weniger Druck und

  • mit höherer Flüssigkeitsmenge

hergestellt. Der Mokka hatte in der Epoche zwischen 1884 und 1961 seine Blütezeit. 1961 gelang der italienischen Firma Gaggia der weltweite Durchbruch: Die erste Espresso-Maschine im heutigen Sinne - eine Handhebelmaschine die einen Espresso unter rund 9-Bar-Druck zubereitet - wurde auf den Markt gebracht.

Espresso

In sämtlichen Kaffeehäusern werden weltweit heute Espressi mit modernen Espresso-Maschinen zubereitet. Daher ist man auch in Wien weg von der Mokka- hin zur Espresso-Zubereitung übergegangen. Aber wie es halt in Wien so ist: man hat’s mit den Traditionen und daher sagt und liest man heute oft noch in Getränkekarten vom “Mokka” bzw. “kleinen Schwarzen”. Rein zubereitungstechnisch handelt es sich aber allesamt um Espressi.

Würde man mit den heutigen Espresso-Maschinen einen Kaffee mit 40-50 ml Flüssigkeit zubereiten, dann würde er “überextrahiert”, siehe im Bild rechts:

B&M espresso_perfekt.png

Beim Aufbrühen des Kaffees (im Siebträger) löst heißes Wasser die Inhaltsstoffe aus dem Kaffee: Der von der SCAE (Speciality Coffee Association of Europe) als ideal empfohlene Extraktionsbereich liegt dabeu bei Espresso zwischen 18-22 %, das heißt: Dieser Prozensatz der Bestandteile sollten aus einer Kaffeebohne gelöst werden.

Bei der oben erwähnten Überextraktion (also mehr als 22 % der Inhaltsstoffe) werden zu viele ungewollte Bitterstoffe und Gerbsäuren aus dem Kaffee “herausgezogen” bzw. gefiltert. Sie überlagern die feinen Nuancen der Aromen. Dadurch wird der Kaffee zu dunkel und schmeckt unangenehm verbrannt bzw. bitter.

Die Komponenten des perfekten Espressos sieht man hier in diesem Überblick schön zusammengefasst:

Espresso Komponenten Schönbergers.jpg

Damit wünsche ich Euch wunderbare Kaffee-Momente und Espresso-Genuss in allen Lebenslagen!
Euer Kaffeeliebhaber Patrick Schönberger, Euer Kaffeegreissler

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Coffee Brew Ratio - was ist das?

Brew Ratio_Schönbergers.jpg

Wie in vielen Bereichen, hat auch bei der Kaffeezubereitung das Englische längst Einzug gehalten. Und spätestens seit den Barista World Championships - also den Kaffeesieder Weltmeisterschaften 😉 - sind Wörter wie Shot, Blooming und eben auch Brew Ratio in den Munden vieler Kaffeeliebhaber.

Kaffeezubereitung mit Brew Ratio

Wir Baristi halten bei der Kaffeezubereitung stets einige Dinge im Auge, damit das schwarze Gold auch im Geschmack seinem Namen gerecht wird: wir sehen uns zum Beispiel vor der Zubereitung die Verpackung (Röstdatum, Einwegventil ja/nein) und das Bohnenbild (Sorten, ganze Bohnen, eventuell gebrochene?, Röstgrad, etc.) an und können damit Rückschlüsse zur Kaffeequalität ziehen.

Dann geht’s erst ans Eingemachte: Kaffee brühen

Der Kaffee wird gemahlen. Dabei ist die gleichmäßige Mahlung ausschlaggebend, damit der Kaffee später gut “durchläuft”. Ist der Mahlgrad genau richtig - für Espresso muss das Mehl fein (wie Sand) sein - dann führt das zu einem perfekt extrahierten Espresso (wenn auch die Wassermenge passt).

Falls nicht, sprechen wir in weiterer Folge von einem unter- oder überextrahierten Kaffee. Die typischen Elemente eines guten Espresso könnt Ihr hier nachlesen. Und hier, was alles so schief gehen kann.

Die wesentliche Komponente der Zubereitung ist dabei die BREW RATIO:

Siebträger_Parameter_Schönbergers.png

Im Wesentlichen beschreibt sie also wie lange die Kaffee-Einwaagemenge braucht, um durch die Maschine zu laufen und welche trinkbare Kaffeemenge dabei rauskommt. Es ist eine Komposition aus Kaffeemenge, Zeit und Wasser.

Als Daumenregel für Espresso kann man sich diese Formel merken:

7-12g Kaffee werden in rund 20-30 Sekunden zu ca. 25-35ml Espresso extrahiert.

Hier zur Orientierung eine Übersicht der Brewratios aller gängigen Zubereitungsarten, also Ristretto, Espresso, Verlängerter und Filterkaffee:

BrewRatio Kaffee_Schönbergers Beans-and-Machines.jpg

Ein erfahrener Kaffeesieder/Barista hält diese Komponenten stets im Auge und adjustiert gegebenenfalls nach:

  • Kaffeemahlgrad feiner oder gröber stellen

  • Erhöhen/Senken der Kaffeemenge (7-12 Gramm pro Tasse)

  • Temperatur (je nach Röstung und Bohne und Zubereitungsart zwischen 91° und 96°)

  • Tamperdruck prüfen (mit wieviel Kraft wird das Kaffeemehl in den Siebträger gepresst): sollte rund 15kg sein

  • Hygiene im Maschinen-Inneren (Entfernen von Kaffee-Ölen und Fetten (z. B. durch Rückspülen bei Siebträgermaschinen))

  • Mahlscheiben-Check (denn nach einiger Zeit nutzen sie ab)

  • etc.

Mit diesen Tipps wünsche ich Euch stets beste Kaffeeverhältnisse in Eurer Tasse!
Euer Kaffeeliebhaber Patrick Schönberger, Euer Kaffeegreissler

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Was kann bei der Espressozubereitung schief gehen?

Wir alle lieben den "perfekten" Espresso - er ist so aromatisch, hat eine sensationelle Crema, ist geschmacklich vollmundig und bleibt lange am Gaumen. Eine Offenbarung!

Bei so manchem Kaffeehausbesuch muss man sich dann aber leider fragen: was ist da wohl schief gelaufen? Denn das schöne Bild, dass wir uns vom perfekten Espresso gezeichnet haben und das uns das Wasser vor lauter Vorfreude im Mund zusammenlaufen hat lassen, zerbröselt dort beim ersten Schluck wie altes Kaffeemehl.

Die Ursachen für schlechten Espresso

Die Gründe, warum Espresso oft nicht so schmeckt wie er soll, ist so vielzählig, wie es Kaffeevarietäten gibt. Hier der Versuch eines Überblicks der Ursachen. Er soll Euch helfen soll, künftig nur mehr besten Kaffee über Euren Gaumen zu lassen 😉.

Geht bei der Lagerung oder der Zubereitung was schief, dann erhält man meist diese 2 Arten von Espressi:

Überextrahierter Espresso

sieht aus wie folgt: dunkelbraun, kaum Crema (eher Schaum der schnell zum Tassenrand zieht). Wenig Aroma, geschmacklich bitter, holzig und astringent.

Unterextrahierter Espresso

sieht aus wie folgt: sehr helle, dünne Crema mit großen Blasen (neigt dazu, sich schnell aufzulösen). Wenig Aroma, wenig Geschmack und Körper.

Hier ein paar weitere Tipps, wie ihr die Ursachen typischer schlecht geratener Espressi beheben könnt:

Ich wünsch Euch mit diesen Tipps gutes Gelingen für die nächste Espresso-Zubereitung!
Euer Kaffeeliebhaber Patrick Schönberger, Euer Kaffeegreissler

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